Fürstenwalde - Burg Storkow - Didi
Der Einladung des Heimatvereins „Alter Krug" zu einer drei Etappentour: 1.Etappe – Dom Fürstenwalde, 2. Etappe - Burg Storkow, 3. Etappe - Überraschung, waren vierzig Heimatinteressierte gefolgt. Während der ersten Etappe vom Marktplatz Zossen zum Dom nach Fürstenwalde lüftete die Vorsitzende des Heimatvereins, Karola Andrae, das Geheimnis.
Die dritte Etappe würde die Gruppe zum Museum des Tourteufels DIDI SENFT führen. Teufel Didi ist jener Mensch, der die Fahrer der Tour de France seit dreizehn Jahren, kurz vor dem Ziel am sogenannten Teufelslappen begrüßt. Wenn er gerade nicht auf Tour ist, da hämmert, formt und schweißt er die kuriosesten Fahrräder zusammen. Darunter den deutschen Achter oder auch Tandems bei dem sich die Radler gegenübersitzen. Diese Überraschung hat auch die Überschrift dieses Beitrages veranlasst. Allerdings brauchten die Teilnehmer die Etappen nicht auf Vehikeln mit verbogenen oder eckigen Rädern zurücklegen, sondern in einem bequemen Reisebus. Doch der Reihe nach:
Erste Etappe: Ziel der ersten Etappe, der Dom von Fürstenwalde
Bei der Zieleinfahrt trat ein klitzekleines Problem auf, wo kann in Fürstenwalde ein Bus parken. Aber schließlich steuerte der Busfahrer den Bus an eine Bushaltestelle. Kommentar des Busfahrers Roland: „Touristen möchten sie alle in der Stadt, aber Parkplätze für Busse meist Fehlanzeige." Im Dom erwartete bereits Domführer Günter Obst, einer der seit Jahrzehnten zu den Hütern des Doms zählt, die Gäste aus Zossen. Leidenschaftlich und mit vielen historischen Details über das Schicksal des Doms begeisterte er seine Zuhörer. So erfuhren sie unter anderem, dass 1385 das Bistum Lebus nach Fürstenwalde verlegt wurde. Fundamente der ehemaligen Stadtkirche wurden beim Wiederaufbau des Doms nach 1945 freigelegt.
Der Dom wurde 1446 erbaut. Wer heute in den Dom Eintritt, betritt zunächst einen modernen Gemeinderaum, der durch seine Verglasung den Blick in den Dom freigibt. Dabei fällt jedem links neben dem Altarhintergrund das Sakramentshaus ins Auge. Bischof von Bülow ließ es 1517 bauen. Im April 1945 wurde der Dom, nach einer bereits wechselvollen Geschichte zunächst mit Brandbomben, dann mit Fliegerbomben zerstört. Einige Kunstwerke wie das Sakramentshaus, Grabplatten und das Bistumswappen überlebten eingemauert den Bombenhagel. Das hier die Geschichte des Doms nicht endete, ist vor allem auch dem Engagement der Kirchen und von Fürstenwalder Bürgern für ihren Dom zu verdanken. Seit 1956 läuten vom Turm des Domes wieder die Glocken. Der wiederaufgebaute Dom zeigt, dass nicht unbedingt alles wiederhergestellt werden muss, wie einst gebaut. So haben die Säulen in der Kirche heute keine Trägerfunktion mehr und sind auch nicht mehr alle mit Bogen verbunden. Dennoch vermitteln sie dem Besucher ein Bild davon, wie der Dom einstmals ausgesehen haben muss. Angesichts dieser Domgeschichte sind auch die Wünsche an dem Friedensbaum verständlich. „Ich wünsche mir Frieden in mir und Frieden für alle" steht auf einem der angebrachten farbigen Papierblätter.
Zweite Etappe: Burg Storkow
Zielpunkt nicht gleich die Burg in Storkow, sondern die „Burgscheune". Wer dann glaubte so gestärkt einen Burgberg besteigen zu müssen, der irrte. Die Burg wurde nicht auf einem Berg errichtet, so der „Burgherr" Andreas Heisig, sondern ohne Fundamente in ein Sumpfgebiet gebaut. Dies konnte natürlich nicht ohne Folgen bleiben. An der noch erhalten südlichen Burgmauer konnten sich die Besucher dann davon überzeugen. Wer die meterdicken Mauern gesehen hat, konnte erahnen, welche Lasten in den Sumpfboden drückten. Dies führte dazu, dass die Südmauer 90cm aus dem Lot geriet und die gesamte Burganlage triftete, wenn auch nur um Millimeter. Die einst dritte Etage des bischöflichen Wohnschlosses fiel diesen Absenkungen zum Opfer. In ihrer ebenso wechselvollen Geschichte erlebte die Burg mehrere Umbauten. Am meisten schimpfte Ortschronist Heising über die vom Berliner Architekten Emil Schaudt, welcher 1910 die Burg erworben hatte, vorgenommenen Änderungen. Diese stellen offensichtlich einen Stilbruch in der gesamten Geschichte der Burg dar. Als die Zossener dann Bilder und Videoaufnahmen vom Zustand der Burg Anfang der 90iger Jahre betrachtet hatten, erhielten sie eine ungefähre Vorstellung von dem Idealismus und Enthusiasmus, den die Freunde der Burg aufgebracht haben müssen, um die Burg wiedererstehen zu lassen. Der Ortschronist Heising ist einer von diesen „Verrückten" und mich recht stolz darauf.
Dritte Etappe: Die Fahrradkonstruktionen des DIDI der Teufel
Auf eine ganz andere Art muss auch Didi der Teufel irgendwie „verrückt" sein. Sein Museum war das Ziel der dritten Etappe Wer kommt sonst auf die Idee aus einer halben Trabbi- und einer halben Mercedeskarosse ein Fahrrad der deutschen Einheit zu bauen. Wer kommt sonst auf solchen Ideen wie Fahrräder mit viereckigem, achteckigem oder gar dreieckigem Hinterrad zu kreieren. Zig-Mal stehen Didis Konstruktionen bereits im Guinnessbuch der Rekorde, so für das höchste Fahrrad (8,08M), das kleinste Fahrrad, das längste Fahrrad mit zwei Rädern (25,2m) inzwischen 38m und dem größten fahrbaren Klingelfisch; zusammengebaut aus einigen tausend Fahrradklingeln. All diese Gefährte sind fahrbar. Ein, nicht ganz jugendfreies, paarweise zu fahrendes Tretmobil, konnten die Besucher im Video ebenso wie viel andere Varianten in Funktion in einem Video sehen.Die Führung in diesem einzigartigen Museum hatte an diesem Tag seine Frau übernommen. Didi trieb sich wieder einmal in der Radgeschichte umher. Frau Senft berichtete auch über den Anfang der kuriosen Fahrradbastelei. Bastelei trifft dieses Hobby nicht ganz genau. Der ehemalige Karosseriebauer geht doch sehr fachmännisch mit dem Rohstoff Metall um. Angefangen habe alles mit einer Schnapsidee, so Frau Senft. Himmelfahrt traf sich ihr Mann mit einer immer größeren Schar von Himmelradlern. Damit sie sich von anderen Himmelradlern unterscheiden, begann Didi, dem Himmelfahrtstag angemessen oder nicht, irgendwie seltsam konstruierte Zweiräder mit Kette und Pedale zu bauen. Heute haben diese verrückten Fahrräder, die Zahl Einhundert bereits weit überschritten.
Nach dem Kaffeetrinken im Didi-Museum noch schnell einmal auf sein Geisterklo und dann ab in den Bus und zurück in unser Zossen, welches auch noch einige heimatgeschichtliche Attraktionen vertragen könnte.
Vielen Dank an Karola und Klaus Andrae, die diesen erlebnisreichen und doch auch erholsamen Tag organisiert hatten.
Text und Fotos: Dr. Rainer Reinecke