Die „Hütte“ w2016 11 10 01ar voll, so könnte man diesen Abend beschreiben, denn der Slogan „der Krug war voll“ würde mehr an ein Trinkgelage erinnern.

Aber der Reihe nach.

Zu ungewohnter Zeit – Donnerstag um 18 Uhr- wollten wir das Buch „Maria“ vorstellen. Ja, welche Stuhlmenge sollten wir bereitstellen?

Meine Erfahrungen besagten, viele Gäste werden kommen, also alle Stühle hinstellen. Das sahen mein Mann Klaus und der Autor Dr. Reinecke doch skeptisch und von mir etwas übertrieben. Na, dann setzen wir alle Gäste an die oberen Tische für etwa fünfzehn Leute und lassen den Rest frei. So blieben alle Stühle stehen.

2016 11 10 02Dieses Bild zeigt noch den Zustand um 17.20 Uhr, Leere. Danach musste ich noch meinen Mann abholen, da Teile der Sicherungen ausgefallen waren, der Glühweinkocher nicht heizte und das Mikro noch fehlte.

Nach meiner Rückkehr waren die Plätze an den Tischen schon belegt und bis zum Beginn um 18 Uhr waren alle Plätze besetzt. Es wurden noch 2,5 Liter heißen Tee und 6 Flaschen Glühwein ausgegeben und dann ging es los.

Die Buchidee entstand so bei Erzählungen über den Schrebergartenzaun. Herr Dr. Reinecke hat damit sein erstes Buch geschrieben. Hatte er doch bisher in unserem Krug nur Bücher Dritter präsentiert. Für unseren Verein zeichnet er für den ganzen Internetauftritt und 99% der Texte verantwortlich.

Die nun erzählte Lebensgeschichte von Maria würde sich auch als Grundlage eines Filmes eignen. Maria, als Kind, das seinen leiblichen Vater nie kennenlernen sollte, mit sechs Jahre von der Mutter verlassen wurde und schließlich in einem katholischen Kinderheim landete. Dort erlebte sie Züchtigung und Fürsorge der Schwestern, die Kriegswirren mit Fluchterlebnissen sowie Not und Angst, bis sie schließlich mit den Schwestern und anderen Kindern das Caritas-Heim in Bad Saarow beziehen konnten.

Von dort von 2016 11 10 03einem neuen Stiefvater abgeholt und nach Leipzig mitgenommen. Wie kommt man zurecht, wenn man vorher über Jahre in einer „Großfamilie“ gelebt hat und nun an der Ruhe und Stille verzweifelt. Den Weg zur Lehrerin, den vielen Haltepunkten, letzte der Wohnungswechsel mit neuen Aufgaben nach Zossen und zum Schluss dann Funktionärin bei der DSF (Gesellschaft für Deutsch sowjetische Freundschaft). Heute lebt Maria mit ihrem Mann und dem Pudel Maxi in ihrem Häuschen in ruhiger Lage in Zossen.

Die Besucher wurden voll in den Bann des Gesagten und Vorgelesenen gezogen. Schneller als gedacht waren dann 1,5 Stunden vergangen. Einige Besucher erinnerten sich selbst an ihre Erlebnisse mit Maria oder Zeiten der Flucht und des Krieges.

Maria und Dr. Reinecke ermunterten die Gäste, doch selbst mal einiges über das eigene Leben aufzuschreiben, es geht sonst so vieles verloren und wie gehört kann das Alltägliche auch spannend sein. Die volle „Hütte“ ließen dann auch nur noch diese Bilder zu, denn ein durchdringen nach vorn war nicht mehr möglich.

Nun alles haben wir natürlich nicht erfahren und wurden animiert doch das Büchlein zu erwerben.

Zu beziehen ist es über den Verlag

Edition SOLAR-X

http://shop.edition-sx.de/

ISBN: 978-3-945713-23-5

Text: Karola Andrae
Fotos: Klaus Andrae

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